Das 'Museum Schloß Hohentübingen' wird eröffnet

Niemanden wird es verwundern, da▀ in einer altehrwürdigen Universität wie der Tübinger gewisse Zyklen in der historischen Entwicklung zu beobachten sind. Schlo▀ Hohentübingen wurde am 20. Dezember 1816, d.h. ziemlich genau vor 180 Jahren, der Universität definitiv übereignet. Aber bereits 1803 gab es ein Naturalienkabinett im Südflügel. Wenig später wurde im Nordost-Turm ein Münzkabinett eingerichtet, der Grundstock einer numismatischen Sammlung zur klassischen Antike und zur Geschichte Württembergs, die inzwischen auf mehr als 30 000 Münzen angewachsen ist. In der wechselhaften Geschichte der Schlo▀ institute wurden dann diese und andere Sammlungen ausgelagert. Sie waren der Öffentlichkeit meist nicht mehr zugänglich.

Nun kehren diese Sammlungen - natürlich verändert und erweitert - zurück. Bei der Restaurierung des Schlosses und seinem Umbau zur Nutzung durch die 'Denkmalsfächer' wurden sowohl im Ostflügel als auch im Nordflügel Räume für die Schausammlungen hergerichtet. Sie zeigen in ihrer baulichen Gestaltung noch den ursprünglichen Charakter des Schlosses, lassen sich aber auch gut für Museumszwecke nutzen. Hier werden nun Teile der Sammlungen der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie, Ägyptologie und Altorientalistik, die nach wie vor hauptsächlich für Lehr- und Forschungszwecke genutzt werden, auch der Öffentlichkeit präsentiert. Ab 7. Mai 1997 ist das 'Museum Schlo▀ Hohentübingen' regelmä▀ ig geöffnet und bietet seine Schätze dar.

Bei einem Rundgang wird man zunächst über eine Wendeltreppe in das Zwischengescho▀ des Ostflügels geführt. Hier eröffnen urgeschichtliche Funde den Reigen. Glanzstücke sind natürlich die aus Elfenbein geschnitzten rundplastischen Figuren der Ausgrabungen der Vogelherd-Höhle im Lonetal bei Ulm, die derzeit ihr wenig beachtetes Dasein in einem Tresor der Unversitätsbibliothek fristen. Die Ausstellung ist aber nicht auf einzelne Glanzstücke hin konzipiert, sondern will vielmehr die Lebenswelt der frühen Jäger und Sammler soweit auf dem begrenzten Raum möglich - zur Darstellung bringen.

Ein ähnliches Konzept wird in den folgenden Räumen verfolgt, in denen vor allem Keramik, aber auch Gerätschaften usw. aus der Zeit vom Neolithikum bis zur Völkerwanderung präsentiert werden, die im Südwestdeutschen Raum entstanden sind. Namen wie "Hallstadt-" und "Alb-Salem-Kultur" stehen hier stellvertretend für manche andere. Auch hier wird die Einbindung der Funde in das natürliche Umfeld der frühen Siedler demonstriert.

Steigt man dann die Wendeltreppe hinab in das Erdgescho▀ des Ostflügels, so wird man durch hellenistische Terrakotten aus Alexandria bereits auf die ägyptischen Altertümer eingestimmt, die sich in diesem Raum befinden. Rund 1200 Objekte gehören zu einer erlesenen Sammlung, die die Universität durch Schenkungen und Neuerwerbungen im Laufe der Jahrzehnte zusammenführen konnte. Sie war aber nur wenigen Fachleuten bekannt, da sie auf dem Dachboden der Neuen Aula nahezu versteckt war. Erst jetzt wird deutlich, welche Schätze die Universität beherbergt. Hervorzuheben ist die Opferkammer aus dem Grab des Sechem-Nofer. Weitere besonders schöne Objekte des Grabkultes konnten in der ehemaligen Wächtestube, einem der ältesten Teile des Schlosses, zusammengeführt werden. Eine kleine Sammlung des Altorientalischen Seminars ist der Ägyptologie angegliedert und schlie▀t sich - z.B. mit originalen Schriftdenkmälern - sachlich sehr gut an vergleichbare Stücke aus Ägypten an.

Schlie▀lich gelangt man in den umgestalteten Rittersaal, in dem wie auch im anschlie▀enden Westhof die Abgu▀sammlung des Instituts für Klassische Archäologie untergebracht ist. Mehr als 550 Objekte, Repliken von Statuen, von Reliefs, von Bauelementen usw. sind hier in chronologischer Folge aufgestellt oder aufgehängt. Alle Stilepochen der griechischen und römischen Kunst lassen sich an ihnen ablesen. Doch sind die Gipsabgüsse nicht allein wertvolle Demonstrationsobjekte für die Lehre. Sie stellen einen Wert in sich dar, da nicht wenige der Originale, die hier abgeformt sind, in der Zwischenzeit entweder verloren oder soweit beschädigt sind, da▀ ihr ursprünglicher Zustand nur noch an den Abgüssen abgelesen werden kann.

Voraussichtlich im Frühjahr 1998 wird auch ein Teil der reichen Sammlungsbestände der Ethnologie ausgestellt - im Fünfeckturm, der derzeit noch renoviert wird.

Das 'Museum Schlo▀ Hohentübingen' wird zukünftig regelmä▀ig für das Publikum geöffnet sein. Seine Schätze sollen auch durch Führungen vertiefend erschlossen werden. Sicher ist damit eine neue kulturelle Attraktion für Tübingen entstanden. Die Universität kann so auch deutlich machen, da▀ sie in der Verbindung von Lehre und Forschung mit Öffentlichkeitsarbeit einerseits, Mäzenatentum und kulturhistorischer Traditionspflege andererseits eine ihr gemä▀e ganz spezifische Aufgabe sieht.

Wolfgang Röllig

Die Öffnungszeiten des Museums 'Schlo▀ Hohentübingen'

Sommer

(1. Mai - 30. September)

Originalsammlungen

Mi, Do, Fr, Sa, So: 10 - 18 Uhr

Abgu▀sammlung

Mi, Sa, So: 10 - 16 Uhr

Winter

(1. Oktober - 30. April)

Originalsammlungen

Mi, Do, Fr, Sa, So: 10 - 17 Uhr

Abgu▀sammlung

Mi, So: 10 - 16 Uhr

Das Museum öffnet erstmals am 7. Mai 1997.

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